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Dem zweiten Sieger bleibt der ungeliebte Pokal - DEF verliert

WAZ vom 21.09.2000

Es gibt Geschenke, die möchte niemand haben. Ein biertrinkender Darter, glatte fünf Kilo schwer, fristet solch ein Dasein. Obwohl das Männchen richtig niedlich aussieht, will es keiner haben. Die solide Eisenguss-Legierung geht schließlich stets an den Verlierer des Dartturniers zwischen den beiden Partnervereinen von North Tyneside und Oer-Erkenschwick. Dabei will man schon aus "gesundem Pragmatismus" nicht zweiter Sieger des Turniers werden, wie der Vorsitzende des Deutsch-Englischen Freundeskreises, Rainer Maschke, scherzjhaft sagt:

"Mich wollte einmal der Zoll am Flughafenmit der Figur gar nicht fliegen lassen, es piepte fürchterlich." Denn das schwere Figürchen muss zu jedem Besuch, der alle zwei Jahre stattfindet, wieder mitgeschleppt werden, was manchmal nicht eben ganz so einfach ist. "Auch wenn ein wenig Ehrgeiz schon im Spiel ist", gibt Maschke zu, stehe eines auch beim traditionellen Dartsturnier im Vordergrund: Die Freundschaft.

Keine Frage, dem stimmt auch Bob Booth (75) unumwunden zu. "Die Freundschaft geht über alles, aber dann", räumt er mit einem Schmunzeln im Gesicht ein, "packt einen beim Spielen auch ein gewisses Feuer". Dieses Feuer, das in ihm lodert, seitdem er 1977 englischer Darts-Meister geworden ist. Wenngleicher zugibt:"Seit zehn Jahren darte ich nur bei den Abenden mit unseren deutschen Freunden." Vier Tage würde er wohl brauchen, um die Darts wieder mit dem richtigen Gefühl gegen das Brett zu schleudern. Doch als der Brite sich umdreht und den Pfeil mit unheimlicher Genauigkeit mitten ins Schwarze wirft, weiß der Betrachter: Es ist nicht leicht für die Gastgeber, hier zu siegen. Na ja, vielleicht darten die 17 anderen Engländer heute zum ersten Mal, beim letzten Turnier haben die Stimbergstädter es ja auch geschafft und zu guter Letzt, "gehört zum Darts auch ganz viel Glück", tröstet auch der Fachmann Bob Booth. Gute Worte, die aus heimischer Sicht doch nichts halfen. Ganz knapp siegten die Gäste von der Insel in zwei Sätzen. Der kleine eiserne Darts-Spieler bleibt am Stimberg, "doch ein schöner Abend war es trotzdem", lacht Maschke. FK