Whisky-Tasting mit dem DEF - Ein Abend rund um das schottische Nationalgetränk
WAZ vom 21.02.2005
Whisky-Tasting mit dem DEF - Ein Abend rund um das schottische Nationalgetränk Sie waren gekommen, um das Geheimnis von Gerste, Wasser und Torffeuer zu ergründen. Und schon allein die Namen, um die es an dem Abend ging, klangen (für Laien) rätselhaft und gleichzeitig viel versprechend. Glenkinchie und Lagavulin sollten beim Whisky-Tasting, das der Deutsch-Englische Freundeskreis anbot (DEF), durch die Kehlen rinnen.
Kenner haben sofort erraten, dass sich die Gesellschaft zum Tasting, einer Whisky-Probe, zusammengefunden hatte - wobei an den vielen englischen Begriffen kein Weg vorbeiging, hatten es die rund 20 Neugierigen doch schließlich mit dem Nationalgetränk Schottlands schlechthin zu tun. Emil Andexer aus Dortmund - Whisky-Kenner, Drucktechnik-Diplom-Ingenieur, Werbeagentur-Inhaber, Taxi-Unternehmer, Mitglied der Scotch Malt Whisky Society in Edinburgh, Hobby-Rennradler und Cousin von DEF-Mitglied Peter Gohl in Personalunion - war ins Cafe Kleinkunst gekommen, um seinen gespannten Zuhörern sein Lieblingsgetränk näher zu bringen. Das bedeutete auch, sich durch sechs Sorten Whisky zu probieren. Glenkinchie, Dalwhinnie, The Macallan, Talisker, Lagavulin und Bowmore hießen die Sorten, die goldbraun bis orange in ihren Flaschen schimmerten, bis jeweils ein Dram, also 35 cl, davon in den Gläsern landete. Die genannten sind die klassischen Single Malt Whiskys, die jeweils aus anderen Regionen Schottlands stammen. Single Malt bedeutet übrigens, dass der Whisky aus nur einer Destillerie stammt; alle anderen sind Blends, also Verschnitte (Johnnie Walker ist so einer!). Ein Videofilm informierte die Gäste zwischendurch über Herstellung und Verarbeitung der Spirituose: Gerste wird zum Keimen gebracht, dieser Keimprozess wird durch Darren (Trocknen) über Torffeuer gestoppt, dann wird die Gerste gemahlen und mit Wasser eine Maische angesetzt, der Hefe zugesetzt wird, bevor das Ganze in die Brennblase kommt. --------------------------------------------------------------------------- Viele Histörchen rund um das kostbare Nass --------------------------------------------------------------------------- Den besonderen Charme des Abends machten wohl die vielen Histörchen und lustigen Begebenheiten aus, die Emil Andexer zum Whisky zu erzählen hatte. Wer hätte zum Beispiel gedacht, warum so oft 1823 als Gründungsjahr auf den Whisky-Etiketten steht - bezeichnenderweise ist das exakt das Jahr, in dem das Whisky-Brennen legal wurde. Wobei über das, was die Schotten vorher in ihren Kellern und Höfen getan haben, der Mantel des Schweigens gebreitet bleibt. Und wer hätte gewusst, dass sich ein Whisky, der sich etwa Oschntoschn ausspricht, Auchentoshan geschrieben wird?! Zwischendurch bissen die Probierer - die teilweise noch gar keine („Nur vielleicht mal einen Racke Rauchzart!"), teilweise ziemlich ausführliche Kenntnisse über Whisky hatten - in gänzlich unschottische Käseschnitten und Schmalzstullen - Whiskytrinken ist anstrengend! Denn das, was Emil Andexer da aus einem Buch vortrug, in dem schlaue Menschen den einzelnen WhiskySorten angedichtet hatten, wie sie angeblich schmecken sollten, muss erstmal einer nachempfinden können: „Im Abgang wie ein mächtiger, kraftvoller Bär mit einer Umarmung von Torf" - mancher mag sich gefragt haben, ob er so etwas ernsthaft über seine Zunge gleiten lassen will. Oder der vulkanartig schmeckende Talisker? Einer anderen Abfüllung wird ein toffeeähnlicher Geschmack, der dann toastartig wird, bescheinigt. „Das ist schon manchmal abenteuerlich formuliert", findet eine Teilnehmerin. Trotzdem: Noch vor vier Wochen, berichteten zwei andere Besucher, hätten sie einen Lagavulin, der übrigens von der Insel Islay stammt, getrunken. Ihr vernichtendes Urteil: „Pervers!" Nach der Whisky-Probe, mit entsprechenden Hinweisen und Tipps vom Fachmann, sind sie jedoch bekehrt - Lagavulin ist ihr Freund geworden. Am Ende brummte wohl so einigen Besuchern der Schädel. Allerdings keinesfalls vom Whisky, sondern vielmehr von dem gesammelten Wissen ----------------------------------------------------------------------------- Am Ende brummt so manchem Besucher der Schädel ----------------------------------------------------------------------------- um das kostbare Getränk und von den vielen kleinen, netten Anekdoten aus Emil Andexers Erfahrungsschatz. Trotzdem: Bei der Begeisterung, mit der Emil Andexer, der von sich übrigens sagt, er sei „Trinker und Sammler", von seinen „Goldschätzen" erzählt, dürften erstens einige Tasting-Teilnehmer in nächster Zeit nicht unerhebliche Summen zum Fachhändler tragen und zweitens auch die nächste WhiskyProbe des DEF in Windeseile ausgebucht sein. tu Anstoßen auf den schönen Abend konnte DEF-Vorsitzender Rainer Maschke. Das Whisky-Tasting war schnell ausgebucht, ein zweiter Abend ist geplant. WAZ-Bilder: Karrasch