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Der Whisky ist mehr als nur ein Getränk. Whisky-Tasting im Cafe Kleinkunst. Nach und nach kamen alle auf Geruch und später auf den Geschmack

WAZ vom 16.01.2006

Um Malt-Whisky genießen zu können, brauche es nur folgende Ausstattung: einen Vorrat an Wasser, ein Glas, einen Mund, eine Nase und eventuell ein Augenpaar. Und natürlich Whisky.

Im Cafe Kleinkunst, wo bereits die zweite Whiky-Probe stattfand, gab es außerdem noch Kerzen und überhaupt die heimelige Atmosphäre des Raumes, es gab belegte Brötchen und Baguette-Stückchen, es gab rund 30 andere Whisky-Fans oder zumindest -Neugierige, es gab silbrige Hüllen um kostbare Flaschen, einen Beamer und es gab die beiden Hauptpersonen Emil Andexer und seinen Kollegen Oliver Mühlmann. Aber der Reihe nach. Der Deutsch-Englische-Freundeskreis ( DEF ) hatte Mitglieder und Nichtmitglieder eingeladen. Brita Nobbe, die Betreiberin des Cafes sorgte für genügend Whisky- und Wassergläser sowie etwas nahrhafte Grundlage für die Tester. Die 15 Leute, die bei der Premiere dieser Veranstaltung dabei waren, hatten offensichtlich für ausgiebige Mund-zu-Mund Propaganda gesorgt, so dass diesmal rund 30 Gäste anwesend waren. Silbrige Hüllen waren um die Whisky-Flaschen gehüllt, weil es sich diesmal um ein so genanntes "Blind Tasting" handelte, also eine Blind-Verkostung. "Hier in Oer-Erkenschwick ist schließlich das Basis-Wissen vorhanden", so Emil Andexer. Darauf müsse nun aufgebaut werden. Also pickten sich die beiden Fachleute eine spezielle Sorte des kostbaren Getränkes heraus, nämlich von der Hebriden-Insel Islay. "Diese Whiskies sind deshalb so speziell, weil sie extrem ölig, torfig und malzig schmecken", erklärte Oliver Mühlmann. Zur Einführung zeigten die beiden Vortragenden mit Beamer-Hilfe einen vom sprichwörtlichen britischen Humor geprägten Film, der am Beispiel der Destillerie Laphroaig aus Islay verdeutlichte, wie Whisky entsteht. Da wurde Torf gestochen, das später das Feuer anheizte, über dem die Gerste getrocknet wurde, da gurgelte die goldige Flüssigkeit durch die Brenn-Anlage, da rollten die ausgemusterten Bourbon- und Sherry-Fässer befüllt mit Whisky in einen Schuppen, wo sie jahrelang dem Entkorken entgegenruhen. Dann aber endlich: das erste Drum Whisky. "Da sind sie großzügig", so Mühlmann über die Hersteller und Ausschenker des Whiskies. Ein Dram hat nämlich einiges mehr als die hierzulande üblichen Schnapspinnchen- Menge - 3,5 Zentiliter. Los ging es mit der Sorte Bruichladdich. Mühlbacher und Andexer wussten vom Besitzer dieser Destillerie einige Anekdoten zu berichten. ("Wir sind Trinkerfreunde", so die stolze Aussage ) und führten dann die Gäste im Cafe Kleinkunst langsam ans Trinken heran. Zunächst kommt nämlich das "Nosing": Die Nase wird tief ins Glas gesteckt - normal, wenn der Anfänger bei dem scharfen Geruch erst einmal zurückschreckt. Nach und nach kamen aber alle Anwesenden auf Geruch und später natürlich auf Geschmack. "Teer", "Salz", "Apfel", "Medizin", "Torf" und auch "Schiffstaue" waren die ersten Assoziationen, die das Getränk auslöste. Im weiteren Verlauf wurden fünf andere Whiskies gekostet und unter anderem "Spidergramme" angefertigt. Anhand solcher Spinnennetz-Grafiken lässt sich der Geschmack bildlich festhalten. Na dann "Prost", vielmehr: "Slainte mhath", wie der Schotte sagt. tu